Glaubenssätze
Glaubenssätze
Welche Rolle spielen Glaubenssätze
in der Mediation?
Jeder von uns hat
Denkmuster, Verhaltensweisen und Herangehensweisen in Konflikten, die mit
Glaubenssätzen in Zusammenhang gebracht werden. Nicht selten werden unsere
unbewussten Begleiter in einer Mediation oder einem Coaching sichtbar. In
Verbindung mit unseren Bedürfnissen und Wünschen sind sie der Schlüssel zur
Lösung oder Wegbereiter zur Problemlösung oder Zielerreichung.
Was sind Glaubenssätze?
Wir alle sind Inhaber von Glaubenssätzen. Sie prägen uns von frühester
Kindheit an und ziehen sich durch unser ganzes Leben. Sie steuern automatisch
unser Verhalten und sind in unserem Unterbewusstsein fest manifestiert, deshalb
hinterfragen wir sie gewöhnlich nicht.
Jeder Mensch hat festsitzende Überzeugungen, durch die er sich seine
individuelle und subjektive Wirklichkeit schafft. Unser persönlicher Fokus ist
ganz auf diese Glaubenssätze gerichtet. Wir finden sogar unentwegt Beweise
dafür, dass unsere Überzeugungen richtig sind. Der Grund dafür ist, dass unser
Gehirn täglich unzähligen Reizen und Sinneseindrücken ausgesetzt ist und unsere
Nervenbahnen die kürzesten Wege nehmen. So nehmen wir nur das wahr, woran wir
ohnehin schon glauben. Geschehnisse, die das Gegenteil bekräftigen werden ausgeblendet.
Wie entstehen Glaubenssätze?
Die allermeisten
Glaubenssätze entstehen in unserer Kindheit durch unser Elternhaus, Bezugspersonen,
Geschwister oder Erzieher.
Es
gibt Glaubenssätze, die sich durch eigene Erfahrungen wie z.B. wiederkehrende Erlebnisse,
Ereignisse, oder Vorkommnisse entstehen.
Es gibt auch Glaubenssätze, die sich durch unser soziales Umfeld (Partner, Arbeits-,
Freundes- oder Bekanntenkreis) in unser Unterbewusstsein prägen.
Einige wenige Beispiele für negative
Glaubenssätze, welche uns einschränken können:
- Das kann ich nicht
- Ich bin ein Pechvogel - Immer passiert mir sowas
- dafür bin ich zu alt…/zu jung…
- Ich habe keine Zeit
- Ich schaffe das nicht – das klappt sicher wieder nicht
- Ich brauche keine Hilfe von anderen
- Ich bin schüchtern
- Alle wollen immer nur DAS eine von mir
- Das war schon immer so, das wird immer so sein
- Ich brauche erst noch dieses od. jenes bevor ich anfangen kann oder bevor ich glücklich bin
- Ich bin nur etwas wert, wenn ich Leistung bringe
Was kann ein jahrelang manifestierter Glaubenssatz
für Folgen haben?
Es gibt positive (bestärkende) und negative (einschränkende) Glaubenssätze,
die uns schaden oder uns beim Erreichen von unseren Zielen behindern können. Glaubenssätze
sind immer mit emotionalen Reaktionen verbunden. Die häufigsten Folgen von
Glaubenssätzen sind Wertlosigkeit, Bedeutungslosigkeit, Hilflosigkeit,
Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit.
Ein Fall aus meiner Praxis:
Ein Klient ist mit seiner beruflichen Situation unzufrieden und will sich
beruflich verändern. Der Anlassfall ist, eine neu zu besetzende Stelle wurde intern
an einen Kollegen vergeben. Zur selben Zeit erhielt ein anderer Team-Kollege
eine Gehaltserhöhung. Mein Klient ist enttäuscht und auch frustriert, da er
gerne diese Position übernommen oder zumindest seiner Meinung nach bei einer
Gehaltsanpassung an der Reihe gewesen wäre. Er klagt „Sowas passiert immer nur mir! Es reicht jetzt – ich suche mir eine neue
Arbeitsstelle.“
Es stellte sich im Gespräche heraus, dass die Entscheidungsgrundlagen der
Geschäftsleitung ganz andere waren. Der beförderte Kollege hatte eine
spezifische, berufsbegleitende Ausbildung absolviert, der andere Teamkollege eine
Lohnerhöhung in seinem Mitarbeitergespräch angesprochen und durch gute
Argumente und Hervorheben seiner Leistungen verhandelt.
Durch Nachfragen erfuhr ich, dass mein Klient bei seinem Chef weder sein
Interesse an einer beruflichen Veränderung deponiert noch um eine
Gehaltserhöhung gebeten hatte. Er hatte angenommen, dass sein Vorgesetzter mit
ihm zufrieden sei, seine Qualitäten schätze und dass der seit Jahren strenge
Sparkurs einer Gehaltsanpassung ohnehin entgegengestanden wäre.
Auf die
Frage, warum er glaube, dass sowas immer nur ihm passiere, erzählte er, dass er
bereits als Kind das Gefühl hatte, seine alleinerziehende Mutter wäre mit ihm
überfordert gewesen. Sie hätte oftmals finanzielle Sorgen gehabt. Er hörte als
Kind stets die Mutter klagen, wie teuer alles sei und wollte seine Mutter nicht
noch mehr belasten. Er hätte den Eindruck, er wäre eine ständige Last für sie
gewesen. Dieses Empfinden ist höchstwahrscheinlich dafür verantwortlich, dass er
von Kindesbeinen an stets bemüht war, seine Wünsche für sich zu behalten und nichts
Materielles zu fordern. Durch seine Passivität (sein Verhalten nicht zur Last
zu fallen), wollte er die Beziehung zur Mutter stärken und dadurch ihre Liebe
sichern und Aufmerksamkeit gewinnen.
Mein Klient hat dieses Verhalten von klein auf verinnerlicht, dass er fest
daran glaubt, wenn er Wünsche äußert dem Gegenüber zur Last zu fallen. Diese
Meinung über sich selbst steuert unbewusst sein ganzes privates und berufliches
Tun. In seiner subjektiven Realität passieren genau jene Dinge, die diese
Meinung verstärken und den Glaubenssatz „Das
passiert immer nur mir!“, sogar noch weiter manifestiert. Seine
Verhaltensweisen „Ich darf mich (mit meinen Kompetenzen) nicht präsentieren und
wir müssen sparen.“ haben letztendlich zum beruflichen Stillstand und zur
Frustration mit dem Wunsch „Ich möchte mich beruflich verändern“ geführt.
Ein Arbeitswechsel löst sein Problem nicht, denn auch bei einem anderen
Arbeitgeber würde er seinem Glaubenssatz folgend ähnliche Verhaltensweisen
zeigen. Der Klient gewann Klarheit. Er entschied sich nicht zu kündigen,
sondern in seiner Firma zu bleiben. Sein zu erarbeitendes Ziel wurde von ihm
neu definiert: „Wenn ich etwas will, muss ich meine Qualitäten sichtbar machen
sowie meine Wünsche und Anliegen aktiv ansprechen.“
Die Arbeit an solchen tiefsitzenden
Glaubenssätzen braucht Zeit
Unser Unterbewusstsein
will stets nur unser Bestes, und es hat eine hohe sowie wichtige
Schutzfunktion. Es will uns von einer Bedrohung, von einer Gefahr, vor einer
negativen Reaktion wie z.B. Enttäuschung, Zurückweisung, Liebesentzug oder
Ablehnung schützen. Das ist eine wertvolle Erkenntnis für die Arbeit an
hinderlichen Glaubenssätzen.
Wichtig ist zu hinterfragen, wie lange begleitet mich der Glaubenssatz bereits
und was hängt emotional von ihm ab.
Ein Hinschauen, ein bewusstes Arbeiten an seinen „eigenen Realitäten“
ermöglicht eine Erweiterung der Sichtweise und eröffnet die Möglichkeit eine
andere Haltung einnehmen zu können. Aus diesem Blickwinkel kann eine belastende
Situation anders betrachtet, bewertet und dadurch neu angenommen werden. Jeder Coachee geht bei der Arbeit an einem
Glaubenssatz in seinem eigenen Tempo durch u.a. einzelnen Phasen.
1. Der erste Schritt ist die Erkenntnis: „Ich habe einen Glaubenssatz, der mir (immer wieder) in gewissen Situationen Probleme bereitet.“
2. Der Coach wird Zweifel an den Glaubenssätzen säen und aufzeigen, dass es unterschiedliche Realitäten gibt. Es existieren immer zwei, drei mehrere Realitäten parallel.
3. Der Klient kann danach selbst entscheiden, an was er/sie (weiter) glauben (will)
4. Im nächsten Schritt Schutzstrategien entwickeln, damit jene Verhaltensweisen und Einstellungen geändert werden können.
5. Im Anschluss tut es gut, dankbar zu sein, dass der Glaubenssatz Sie lange Zeit vor negativen Reaktionen beschützt hat.
6. Loslassen des eigenen Glaubenssatzes und Verankerung des neuen positiven Glaubenssatzes
Ihr Interesse ist geweckt? Sie wollen an einem Ihrer
Glaubenssätze arbeiten?
Ich helfe Ihnen gerne dabei!
Literaturhinweise:
Das Kind in
dir muss Heimat finden, Stefanie Stahl 2015, Kailash Verlag, 288 Seiten, ISBN:
978-3-424-63107-4 Ist auch als Hörbuch erhältlich.
Das Buch „Das
Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl beschäftigt sich vorrangig
mit unseren negativen Glaubenssätzen (sog. Schattenseite) und hilft dem Leser
diese besser kennen zu lernen und an ihnen arbeiten zu können. Das Buch
beinhaltet zahlreiche, praktische Beispiele sowie simple Anleitungen, wie wir
die verletzten Teile unserer Seele akzeptieren und bis zu einem gewissen Grad
sogar annehmen (und dadurch heilen) können. Sich selbst und seine Glaubenssätze
aufzuspüren und zu verstehen, warum man wie in welcher Situation reagiert, ist
für die Autorin der Schlüssel zu (fast) allen Problemen.
https://unsere-naturheilpraxis.de/negative-glaubenssaetze-aufloesen-warum/ (aufgerufen am 1.9.2020)
https://thomasdahlmann.com/glaubenssaetze/
aufgerufen am
9.2.2021)